Nachruf für Prof. Dr. Martin Fiebig
Professor Fiebig wurde am 23.03.1932 in Leipzig geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend u.a. in Greifswald, Gotha, Potsdam und Erfurt. Sein Studium begann er in Westberlin. Ein Fulbright-Stipendium ermöglichte ihm dann die Fortsetzung seines Studiums an der Cornell University in den USA. Nach dessen Abschluss mit dem Master of Aeronautical Engineering kehrte er nach Deutschland zurück, wo er in Aachen sein Diplomstudium abschloss.
Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er 1957 am Institut für Theoretische Gasdynamik der damaligen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), die später in der DFVLR und heutigen Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aufging. Er promovierte dort zum Dr.-Ing. Für seine mit Auszeichnung bewertete Dissertation erhielt er die Borchers-Plakette. Während eines erneuten Aufenthalts in den USA bei der Firma Douglas Aircraft Company fertigte er seine Habilitationsschrift an, für die ihm 1968 der Ernst-Mach-Preis verliehen wurde.
Herausragender Wissenschaftler und begabter Organisator
Professor Fiebig war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein begabter Organisator. Als stellvertretender Leiter des DVL – Instituts für Angewandte Gasdynamik und Leiter der Abteilung „Hochenthalpieströmungen und geringe Dichte“ gelang es ihm, ein multinationales Team zusammenzubringen und zu international beachteten Forschungsergebnissen zu führen. Seine Fähigkeit nicht nur seine Mitarbeitenden zu führen und deren Kreativität zu stimulieren, sondern auch forschungsfördernde Einrichtungen von der Qualität und der wissenschaftlichen Relevanz der geplanten Projekte zu überzeugen, waren dabei sehr hilfreich. Durch seinen Einsatz wurde der Hyperschallwindkanal der Abteilung mit einer zum damaligen Zeitpunkt völlig neuen optischen Messtechnik ausgestattet.
Im Jahre 1971 wurde ihm vom Bundesministerium für Forschung und Technologie die Koordination der deutsch-brasilianischen Kooperation auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt anvertraut. Auch hier erwies sich seine Begabung, Menschen zur Zusammenarbeit zu fördern bei der Konzipierung und Durchführung gemeinsamer Projekte als sehr hilfreich.
Ab 1972 Konrektor an der neugegründeten Gesamthochschule Duisburg
Eine neue Herausforderung für Professor Fiebig war seine Berufung 1972 als Konrektor für Forschung an die neugegründete Gesamthochschule Duisburg, später umbenannt in Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, die aus einer Fusion der Ingenieurschule und Pädagogischen Hochschule hervorging. Hier galt es, unterschiedliche Traditionen und Sichtweisen zusammenzuführen und für die neuen Aufgaben zu motivieren. Dieses erforderte viel Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen, Geduld und Ausdauer. Die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und die Universität-Gesamthochschule Essen schlossen sich 2003 zur Universität Duisburg-Essen zusammen. Heute gehört diese Universität zu den zehn größten Deutschlands. Herr Professor Fiebig hat wesentlich dazu beigetragen, die personellen und organisatorischen Voraussetzungen für diese eindrucksvolle Entwicklung der damaligen Gesamthochschule Duisburg zur Universität Duisburg-Essen zu schaffen.
Leitung des Lehrstuhles für Wärme- und Stoffübertragung
Nach den turbulenten Jahren in Duisburg folgte Professor Fiebig 1977 dem Ruf an unsere Universität und übernahm die Leitung des Lehrstuhles für Wärme- und Stoffübertragung an der Fakultät für Maschinenbau. In den folgenden Jahren lag der Schwerpunkt seiner Tätigkeit wieder stärker in der Wissenschaft. Unter seiner Leitung wurden u.a. wichtige Beiträge zu Nichtgleichgewichtsströmungen und zur Rolle von Strömungswirbeln beim Wärme- und Stofftransport in Fluiden geleistet. Bahnbrechend aber waren die Entwicklung von lasergestützten Untersuchungsmethoden in reaktiven und nicht-reaktiven Medien.
Professor Fiebig war ein nachhaltiger und engagierter Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses, mit einem scharfen Blick für die Stärken und Schwächen eines Projektes und einem offenen Ohr für die Sorgen seiner Mitarbeiter*innen. Die Kolleg*innen und seine ehemaligen Mitarbeitenden werden diesen großartigen Menschen und begabten Wissenschaftler in ehrender Erinnerung behalten.