Prof. Wagner berät Regierung zu Energie und Klima
Während der Arbeiten an der „Roadmap Energieeffizienz“ blickt die Politik weit in die Zukunft. Und zwar in das Jahr 2045. Die Bundesregierung verfolgt dabei das Ziel, einen Plan zu entwickeln, mit dem die deutsche Wirtschaft bis 2045 zur weltweit energieeffizientesten Volkswirtschaft geformt und der Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 halbiert wird. Dabei wird die Regierung von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt, der sich aus Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen zusammensetzt. Senior-Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner vom RUB-Lehrstuhl Energiesysteme und Energiewirtschaft ist Sprecher des Beirats.
Ziele müssen nun 5 Jahre eher erreicht werden
Vor einigen Monaten sind die Arbeiten an der „Roadmap Energieeffizienz“ gestartet. Zunächst noch mit dem übergeordneten Ziel, die Pläne bis 2050 umzusetzen. Im nun veröffentlichten Zwischenbericht hat man diesen Zeithorizont um fünf Jahre verkürzt. Nun ist vorgesehen, die Ziele bis 2045 zu erreichen. So will es das neu beschlossene Klimaschutzgesetz.
Das bedeute im Umkehrschluss, dass Deutschland nun 24 Jahre habe, „um im Grunde alles umzukrempeln.“ Wagner: „Konkret bedeutet das: Wir müssen weg vom Benzin als Treibstoff für den Transport, die chemische Industrie muss sich Alternativen zum Kohlenstoff überlegen und es muss eine Infrastruktur geschaffen werden, die die Nutzung alternativer Energieträger ermöglicht.“ Die Maßnahmen, die im Zwischenbericht erarbeitet wurden, umfassen diese Handlungsempfehlungen und viele mehr. In den kommenden Sitzungen des Beirates wird es nun darum gehen, die Maßnahmen sinnvoll nach Aufwand und Wirkung zu priorisieren.
Konkrete Maßnahmenpläne bei Ende 2022
Ob der umfassenden Maßnahmenkatalog bis 2045 umgesetzt werden kann? Hier ist sich Wagner nicht so sicher. Für ihn steht jedoch fest: „Ohne erhebliche staatliche Eingriffe und Finanzzuwendungen wird das 2045-Ziel nicht zu erreichen sein.“ Es gilt nun, die Bedeutsamkeit der Maßnahmen zu erkennen und Hand in Hand miteinander arbeiten, anstatt die Verantwortung auf den jeweils anderen abzuwälzen. Zum Abschluss des Dialoges zur Roadmap Energieeffizienz sollen im Herbst 2022 konkrete Maßnahmenpläne für den Zeitraum 2030 bis 2045 vorliegen.
Wagner ist nicht nur Sprecher des wissenschaftlichen Beirats, sondern auch Mitglied der Arbeitsgruppe „Systemfragen“. Es gibt fünf weitere Arbeitsgruppen: „Industrie“, „Gebäude“, „Verkehr“, „Qualifikation/Fachkräfte“ und „Digitalisierung“. Die Arbeitsgruppen treffen sich regelmäßig und tauschen sich auch mit Vertreter*innen der Industrie, der Gesellschaft und der Politik aus.
Das Programm zur „Roadmap Energieeffizienz 2045“ wird federführend vom Bundeswirtschaftsministerium betrieben. Mitvertreten sind das Umweltministerium, das Forschungsministerium und das Verkehrsministerium des Bundes.
Zur Person
Senior-Prof. Hermann-Josef Wagner beschäftigt sich schon seit über 30 Jahren damit, wie und wieviel CO2-Emmissionen energiebedingt entstehen und wie diese vermindert werden können. Während seiner Tätigkeit im Forschungszentrum Jülich in den 1980er Jahren erstellten er und sein Team erste Zahlen zu energiebedingten Emissionen im internationalen Vergleich. Die Forschungsdaten wurden von Forschern und Medien weltweit aufgegriffen. Als Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina arbeitete er 2006 und 2007 als deutscher Vertreter an beiden Vorschlägen der Akademien zur Klimagasreduktion mit, die für Treffen der Staatsoberhäupter der G8-Staaten mit dem Schwerpunkt Klima erstellt wurden.